Eine Insel im Adventstrubel
Kranzbinden im Advent
«Gott sei Dank, spielt das Wetter mit», sagt Rahel Schmassmann, «nun müssen nur noch mehr Leute kommen». Die ehemalige Religionslehrerin und heute Mitglied des Kirchenrates hat gemeinsam mit ihrem Mann Piet das jährliche, kostenlose Adventskranzbinden auf dem Hof des Gemeindehauses der Matthäuskirche Luzern organisiert. Nur kurze Zeit später erweist sich ihre Sorge als unbegründet. Immer mehr Menschen strömen in den Hof. Sie wissen von dem Angebot oder werden angelockt vom offenen Feuer, über dem zwei Kessel mit Kinderpunsch und Glühwein dampfen. Piet ist der Hüter des Feuers und Feuerwassers und lädt ein, wer vorbeiläuft. Ein paar kolumbianische Touristen schauen neugierig in die Kessel und lassen sich nicht lange bitten. Währenddessen ist an den Tischen beim Kranzbinden kein Platz mehr frei – Gross und Klein, Jung und Alt stehen einträchtig nebeneinander, schneiden Zweige und dekorieren ihren Kranz. Manche ganz vertieft, andere im Austausch. Andrea kommt bereits seit fünf Jahren und ist begeistert: Sie schätzt die stimmungsvolle Atmosphäre und das Angebot. Neben ihr eine Mutter mit halbwüchsiger Tochter: «Wir kommen seit vielen Jahren und finden es einfach mega lässig», sagt sie schmunzelnd.
Stolz werden gegenseitig die Werke präsentiert und Rahel spart nicht mit Lob. Währenddessen wird es auch am Feuer immer enger. Warm eingemummelt stehen die Leute beisammen, blicken in die Flammen und wärmen ihre Hände an den dampfenden Tassen. Es ist ein Ort wie eine Insel – friedlich und besinnlich. Nur ein paar Schritte davor verläuft die Hertensteinstrasse und mit ihr ein Strom an Menschen im Weihnachtstrubel. Ein Ort zum Innehalten und Runterkommen, bevor man sich vom Strom wieder mitreissen lässt.