Lukaskirche erhält schöneren Glockenklang

Die sechs Glocken der Lukaskirche in der Luzerner Neustadt werden mit neuen Klöppeln ausgestattet. Das erzeugt einen milderen Klang und reduziert den Schalldruckpegel. Die Umrüstung startet anfangs Oktober und dauert rund sieben Wochen.

Dienstag, 2. September 2025

Die sechs Glocken der Lukaskirche wurden 1935 gegossen. Sie sind mit traditionellen Klöppeln mit Rundballen ausgestattet und bilden eines der grössten Schweizer Glockenensembles, das derart offen im Turm sichtbar ist. «Die kräftige Schallwirkung des Geläuts der Lukaskirche hat ihre Ursache in der offenen Glockenstube mit resonanzstarken Beton-Innenflächen sowie in der engstehenden hohen Umgebungsbebauung», erklärt Glockenexperten und Architekturhistoriker Dr. Matthias Walter. «Die Anschlagsgeräusche der Klöppel werden nicht gefiltert, die Obertöne nirgendwo absorbiert. Das Geläut wird daher als schrill und durchdringend wahrgenommen.» Zudem erzeugen die Glocken vor allem Töne im Frequenzbereich, in dem sich in der menschlichen Sprache die Konsonanten gut unterscheiden lassen. «Daher wirkt das Geläute auf viele Hörende in einer Art und Weise, dass es die Verständlichkeit des eigenen Wortes verhindert, was als entsprechend störend empfunden wird», so Dr. Matthias Walter weiter, der die Sanierung der Glockenanlage in der Lukaskirche als externe Fachperson begleitet.

Zeichen des Entgegenkommens
In der dicht bebauten und immer stärker genutzten Neustadt hat das Geläut daher verschiedentlich zu Diskussionen geführt. Die Reformierte Kirchgemeinde Luzern hat sich nun entschieden, die bestehenden Klöppel durch eine zeitgemässe Variante zu ersetzen. Dies hat sich als beste Lösung für den denkmalgeschützten Bau herausgestellt. «Wir verstehen uns als Teil des Quartiers und des städtischen Zusammenlebens, das gegenseitige Rücksichtnahme verlangt», sagt Sonja Döbeli Stirnemann, Präsidentin der Reformierten Kirchgemeinde Luzern. «Die Anpassung bei den Klöppeln sehen wir als weiteren Beitrag zu einem respektvollen nachbarschaftlichen Miteinander und stellt einen guten Kompromiss dar.» 

Neue Generation von Klöppeln
Die Muff Kirchturmtechnik AG hat zusammen mit Dr. Matthias Walter eine neue Generation von Klöppeln entwickelt. Der neue Klöppel gleicht einem Anker oder der Pik-Ass-Form, die man von Jasskarten her kennt. «Mit unseren neuartigen und für das Patent angemeldeten Klöppeln haben wir in anderen Kirchgemeinden sehr gute Ergebnisse erzielt», sagt Matthias Häfliger von der Muff Kirchturmtechnik AG. «Wir sind sehr zuversichtlich, dass sie auch bei der Lukaskirche für das erhoffte Ergebnis sorgen werden. Die Glocken läuten weiterhin, aber mit einer milderen Klanggebung.»

Harmonischer Klang
Welchen Effekt die neuartigen Klöppel haben, erklärt Dr. Matthias Walter, der in der Schweiz zu den profundesten Kennern von Kirchenglocken zählt: «Mit den neuen Klöppeln werden die knallenden Anschlagsgeräusche und die schrillen Frequenzen abgedämpft, die Grundtöne dagegen nach wie vor gut angeregt. Die Glocken werden musikalischer, ihr Klang runder, wärmer und harmonischer. Zudem wird die Schwungweite des Klöppels in der Glocke verringert, was die Anschlagsenergie vermindert und die Schallemission senkt.» 

Glocken bleiben im Turm
Um die Klöppel zu ersetzen, können die Glocken im Glockenstuhl belassen werden. «Die neuartigen Klöppel werden in den Glocken mit Hilfe eines bestehenden Rollwagens im Glockenstuhl eingesetzt», erklärt Matthias Häfliger. «Damit kommen wir an alle sechs Glocken. Um die Klöppel zu ersetzen, erstellen wir eine temporäre Sicherung im Glockenstuhl.» Jede Glocke wird vorgängig vermessen und erhält einen massgefertigten Klöppel - jeder ist ein Unikat. Während des Einbaus der neuen Klöppel werden die Glocken rund zwei Wochen nicht läuten. Ziel ist es, dass der Ersatz der Klöppel Ende Oktober 2025 abgeschlossen ist. Um die Glocken möglichst kurz ausser Betrieb zu nehmen, werden ein paar Wochen davor einige Bauteile in die Werkstatt geholt.