Gemeinsam nachhaltige Lösungen entwickeln
Die Beratungsthemen der Sozialberatung der Reformierten Kirche Luzern sind sehr breit. Die Sozialarbeiterinnen Marlène Lustenberger und Selina Frey erklären anhand von drei Beispielen, wie die Sozialberatung konkret unterstützt.
Donnerstag, 8. Mai 2025

Beispiel 1:
Herr T. ist alleinstehend und seit einem Unfall teilweise krankgeschrieben. Er wird zunehmend depressiv und zieht sich zurück. Eine Sozialdiakonin der Kirchgemeinde hat den Rückzug des sonst aktiven Mitgliedes bemerkt und ihn motiviert, sich bei unser Sozialberatung zu melden.
Selina Frey, wie konnte die Sozialberatung Herrn T. unterstützen?
Unsere vertrauliche Beratung unterliegt der Schweigepflicht, sodass Herr T. offen sprechen konnte. Mit zunehmendem Vertrauen hat er seine Finanzen offengelegt und wir stellten fest, dass ein Fehler in der Abrechnung des Unfalltaggelds vorlag. Durch Kontaktaufnahme mit dem Arbeitgeber und der zuständigen Sozialversicherung konnte dieser Fehler korrigiert werden.
Kann Herr T. nun wieder arbeiten?
Leider hat eine zusätzliche Krankheit zur vollen Arbeitsunfähigkeit geführt. Herr T. verlor seine Arbeitsstelle. Wir unterstützten ihn bei der IV-Anmeldung und motivieren ihn, wieder an gesellschaftlichen Anlässen teilzunehmen. Mit Hilfe unserer Budgetberatung zeigen wir, wie er seine knappen Einnahmen optimal einteilt. Als Übergangslösung bieten wir ihm an, monatlich Rückstellungen bei uns zu machen. Das heisst, er überweist uns jeden Monat 150 Franken als Rückstellung. Dafür kann er uns seine unregelmässigen Rechnungen zur Zahlung weiterleiten.
Beispiel 2:
Die Partnerin von Herrn D. ist an Krebs gestorben. Der Verlust hat ihn emotional schwer getroffen und er befindet sich nun in einer schwierigen Situation. Er lebt in einer Wohnung, die durch den Wegfall eines Einkommens finanziell nicht mehr tragbar ist. Hinzu kommen ausstehende Krankenkassenprämien und hohe Therapiekosten.
Marlène Lustenberger, wie kann die Sozialberatung in dieser Situation helfen?
Als Sozialarbeiterin ist es meine Aufgabe, Menschen zu befähigen, schwierige Lebenssituationen eigenverantwortlich zu bewältigen. Bei Herrn D. stehen zunächst die Trauerbewältigung und die Aufrechterhaltung des sozialen Netzes im Vordergrund.
Wie helft ihr psychisch belasteten Menschen?
In den Gesprächen bieten wir emotionale Unterstützung an. Nachdem wir eine Vertrauensbasis aufgebaut haben, hören wir einfühlsam zu und unterstützen durch unsere Gesprächsführung. Zusätzlich zu unserer Beratung wird er von einer Psychologin unterstützt. Mit Herrn D. haben wir nach einer Selbsthilfegruppe gesucht, da er sich dies gewünscht hat.
Wie konnten die finanziellen Probleme von Herrn D. gelöst werden?
In einem ersten Schritt haben wir ein Budget erstellt und festgestellt, dass er Anspruch auf die volle Prämienverbilligung durch das Sozialamt hat. Die Überbrückung von sozialen und finanziellen Notlagen gehört zu unserer täglichen Arbeit. Die offene Rechnung für die Therapiekosten von Herrn D. konnte über Spendengelder finanziert werden.
Wie könnt ihr bei der Wohnungssuche unterstützen?
Gemeinsam mit Herr D. haben wir ein Wohnungsdossier zusammengestellt. Wir haben ihn dabei unterstützt, bei verschiedenen Wohnanbietern Abonnemente für die Wohnungssuche einzurichten. Dadurch haben wir seine Handlungskompetenzen gefördert und ihn befähigt, dies selbst anzugehen. Seit Herr D. in eine günstigere Wohnung ziehen konnte, geht es ihm auch psychisch wieder besser. Die Begleitung bei uns gibt ihm viel Sicherheit und er kommt noch immer regelmässig in die Beratung.
Beispiel 3:
Herr M. aus Eritrea kam vor 12 Jahren in die Schweiz. Er machte eine Ausbildung als Maler und arbeitet Vollzeit. Seine Frau kam vor acht Jahren in die Schweiz und wurde sofort schwanger. Frau M. hat sich viel freiwillig engagiert und erwarb so erste Deutschkenntnisse – nun möchte sie berufliche Perspektive entwickeln. Das Budget der Familie ist sehr knapp, da sie derzeit nur von einem Einkommen lebt.
Selina Frey, was ist der Kern Ihrer Tätigkeit?
Gemeinsam mit unseren Klientinnen und Klienten entwickeln wir Lösungen für ihre sozialen Probleme. Wir versuchen, ihre soziale, psychische und materielle Not zu mildern und mit ihnen neue Perspektiven zu entwickeln.
Warum kam die Familie M. zu euch?
Die Zusammenarbeit mit anderen Fachstellen ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Frau M. engagiert sich ehrenamtlich im HelloWelcome und wurde von dort an uns weitervermittelt.
Wie könnt ihr die berufliche Integration unterstützen?
Ziel der Sozialen Arbeit ist es, die Entwicklung der Menschen zu fördern. Frau M. besucht aktuell Deutschkurse. Wir haben die weiteren Perspektiven von ihr gemeinsam besprochen und sie weiss nun, dass sie gerne in einem Altersheim arbeiten würde. Daraufhin haben wir ein Gesuch an eine Stiftung für die Kosten des Pflegehelferkurses SRK gestellt.
Konntet ihr auch etwas für die Kinder tun?
Bisher hatten die Kinder keine Freizeitbeschäftigung. Das ist aber wichtig für die soziale Integration der Kinder in der Schweiz. Wir haben ein Gesuch eingereicht: Die Kosten für den Schwimmunterricht der beiden Kinder werden nun für die nächsten zwei Jahre übernommen.
MANUEL HUBER