Matthias Ammann seit 100 Tagen Projektleiter in einer neuen Kooperation
Statistiken von Mitarbeitenden in reformierten Berufen zeigen, dass in den nächsten Jahren viele Pensionierungen bevorstehen und Stellenbesetzungen länger dauern. Die sechs zentralschweizer reformierten Landeskirchen kooperieren in einem neuen Projekt. Projektleiter Matthias Ammann ist vor 100 Tagen gestartet und gibt einen Einblick in den aktuellen Stand der Arbeiten zur Förderung kirchlicher Berufe.
Matthias Ammann, was hat Sie motiviert sich auf die neu geschaffene Stelle zu bewerben?
Ich bin ursprünglich Biologe und habe viele Jahre als Projektleiter in der Wissenschaftskommunikation gearbeitet. Vermittlung und Kommunikation sind also Bereiche, in denen ich schon lange aktiv bin. Bei einer beruflichen Neuorientierung Anfang dieses Jahres ist bei mir das Interesse für den Pfarrberuf gestiegen.
Wie meinen Sie das mit dem Interesse für den Pfarrberuf?
Ich kannte das «Quest» für Quereinsteigende in den Pfarrberuf. Dieses habe ich in Betracht gezogen und kam so auf die Idee, mich für diese Stelle zur Förderung kirchlicher Berufe zu bewerben: Was mir aufgefallen war, dass es gar nicht einfach ist, praxisnahe Einblicke in den Pfarrberuf und weitere kirchliche Berufe zu gewinnen. Dies obwohl die Vielfalt gross ist. Ich freue mich, diese Hürden für andere Interessierte in der neuen Funktion abzubauen und die Bekanntheit zu erhöhen.
Wo stehen Sie aktuell bei Ihrer beruflichen Neuorientierung?
Erst kürzlich habe ich mich für das Quest angemeldet und bin nun im Bewerbungsprozess. Ich bin dem Projekt also ein wenig voraus, da ich meine Entscheidung für eine kirchliche Laufbahn schon gefällt habe. Nebenbei bin ich noch als Geschäftsleiter eines kleinen Vereins in Basel tätig, der ein Wissenschaftsfestival organisiert. Dort werde ich weiterhin im Vorstand bleiben, meine operative Tätigkeit aber für das Studium aufgeben.
Biologie und Theologie: Was fasziniert Sie an den beiden Disziplinen?
Diese beiden scheinbar so weit entfernten Disziplinen haben mich schon immer interessiert. An der Biologie fasziniert mich die Vielfalt und Komplexität, die das Leben über Jahrmillionen entwickeln konnte. Als Evolutionsbiologe habe ich mich ganz speziell mit diesen Prozessen auseinandergesetzt. Wo die Vielfalt und Schönheit des Lebens überwältigend wird, sehe ich immer eine Ahnung des Göttlichen. Womit wir bei der Theologie wären. Hier ist es die Unergründbarkeit unseres Daseins und die Komplexität unseres Zusammenlebens, die mich faszinieren. Und hier freue ich mich darauf, mit vielen Menschen zusammenzuarbeiten.
Wie arbeiten Sie in diesem Projekt mit Menschen zusammen?
Ich besuche alle Kirchgemeinden, Bezirke und Fachgremien der verschiedenen Landeskirchen. Wir werden das Projekt gemeinsam erarbeiten. Auf den Austausch und die Gespräche freue ich mich und wie es uns gelingt, vermehrt selbst auszubilden in der gesamten Zentralschweiz.
Um was geht es bei den ersten Gesprächen?
In einer Vorbefragung lernen wir von den Kirchgemeinden, was ihr jetziger Stand bei kirchlichen Berufen ist und welche Herausforderungen sie sehen. Gemeinsam wollen wir dann Lösungen erarbeiten, um Menschen für eine kirchliche Laufbahn zu begeistern. Es geht beispielsweise um Fragen wie: Wie schaffen wir die notwendigen Kontakte mit der Kirche und ihren Mitarbeitenden? Welche Einblicke, wie Schnupperstunden, Gespräche oder Informationsanlässe können wir bieten?
Wo werden solche «Einblicke» und «Kontaktmöglichkeiten» kommuniziert?
Über unsere Webplattform, welche sich in der Entwicklungsphase befindet. Das Wichtigste ist aber der persönliche Kontakt der Behördenmitglieder, Mitarbeitenden und Freiwilligen mit Interessierten, die auf der Suche nach einer sinnstiftenden Tätigkeit sind. Diese Begegnungen herzustellen, ist eine Herausforderungen, die wir in gemeinsamen Effort und über unsere diversen Netzwerke angehen wollen.
Gibt es neben persönlichen Netzwerken noch weitere Kommunikationsmöglichkeiten?
Was mir aufgefallen ist, dass in allen Landeskirchen der Kantone Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Uri und Zug diverse Kommunikationsmittel bestehen wie: Kirchenbote, Websites, Social Media, Anschlagkästen, Newsletter und vieles mehr. Vieles ist da und was neu hinzukommt, ist die Teilnahme an der Zebi, Zentralschweizer Bildungsmesse vom 5. bis 8. November 2026. Da erreichen wir Schülerinnen und Schüler sowie Personen, die an einer beruflichen Veränderung interessiert sind.
Gibt es schon erste Ideen für die Zebi?
Ja, wichtig ist uns die Interaktion mit Aktivitäten zu den Berufen. Und da gibt es kirchlich eine Fülle wie zur Seelsorge, dem Dialog über Werte oder die Trauung. Ich war diesen Monat zur Inspiration an der Zebi und wir sind auf sehr gutem Weg.
Sie haben von der Zebi 2026 gesprochen. Was wünschen Sie sich, wenn wir Mitte 2027 wären?
Eine Projektevaluation, die zeigt, dass sich die Zusammenarbeit unter Kirchgemeinden und mit den Landeskirchen rund um die Aus- und Weiterbildung intensiviert hat. Und ganz zentral, dass über Einblicke in die Berufspraxis das Interesse gesteigert werden konnte. Im Optimal fall können sogar neu geschaffene Ausbildungsplätze erstmals besetzt werden.