Freitagsrunde

St. Charles Hall

Am Freitag, 11. September besuchten bei strahlendem Sonnenschein fast 30 Kirchgemeindemitglieder anlässlich der Freitagsrunde die Villa St. Charles Hall in Meggen. Die Villa liegt in einem Park und die traumhafte See- und Bergsicht begeisterte alle. Die informative Führung brachte uns die Geschichte der Villa näher und in den prunkvollen Räumen bestaunten wir viele Gobelins, Gemälde, Vasen, Möbel, Teppiche und Porzellan. Als Abschluss genossen wir draussen ein feines Zvieri und angenehme Gespräche.

Entstehung der Villa
Der Name der Villa „St. Charles“ entstand 1895, als das Gut als Erholungsheim für französische Geistliche diente. 1921 kaufte das deutsch-englische Ehepaar Tonio und Marie-Harriet von Riedemann die Villa, welche seitdem als „Villa St. Charles Hall“ bezeichnet wird. Tonio von Riedemann stammte aus einer der reichsten Unternehmerfamilie Hamburgs.

Das Ehepaar beauftragte den Architekten Alber Fröhlich, die Villenanlage neu zu gestalten. So ist unter anderem der heute noch bestehende, neobarocke Herrschaftsbau entstanden. Als leidenschaftliche Kunst- und Antiquitätensammlerin richtete Marie-Harriet von Riedemann die Villa ein – von antiken Skulpturen im Park über grossflächige Tapisserien (Gobelins), wertvollen Gemälde bis hin zu stilvollen Möbeln und Porzellan.

Nach dem Tod seiner Ehefrau im Jahr 1933, die an Diabetes litt, lebte Tonio von Riedemann eher zurückgezogen in der Villa St. Charles Hall, wo er 1941 im Alter von 68 Jahren starb. Danach blieb die Villa sechs Jahre leer, denn weder die Nichten noch die Nachfahren hatten die Absicht, in die Villa einzuziehen.

1947 erwarb das St. Galler Ehepaar Paul und Gertrud Fischbacher-Labhardt das Anwesen. Paul Fischbacher stammte aus der Dynastie eines St. Galler Tisch- und Bettwäscheherstellers und verzichtete auf die Führung des Unternehmens. Die Auszahlung dafür legte er als Financier in Aktien und Wertschriften an und hatte so ein Wertschriftenportefeuille von mehr als 16 Millionen Franken. Gertrud Fischbacher hatte ebenfalls einen ausgeprägten Kunstsinn. Sie gestaltete die Räume weiter aus und ergänzte die Sammlung mit Gemälden, Prunkvasen, weiteren Möbeln und Teppichen.

1959 verstarb Paul Fischbacher während einer Schiffsreise in Asien. Seine Asche wurde in der hauseigenen Kapelle in der Villa St. Charles Hall beigesetzt. Das kinderlose Ehepaar hatte sich bereits vor dessen Tod mit dem Gedanken befasst, ihren Besitz der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 1960, im Alter von 77 Jahren, errichtete Gertrud Fischbacher eine Stiftung unter dem Namen „St. Charles Hall-Stiftung Paul und Gertrud Fischbacher-Labhardt“ mit dem Zweck, „unser Gut St. Charles Hall dem Kanton luzern für offizielle Empfänge, künstlerische Veranstaltungen, Ausstellungen und andere Anlässe zur Verfügung zu halten.“ Für den Unterhalt und die Erfüllung des Stiftungszweckes vermachte sie nebst dem Anwesen einen Betrag von 1,5 Millionen Franken.

1962 starb Trudy Fischbacher-Labhardt. Der gesamte Nachlass mit Grundstück, Anlagevermögen, Gold, Barschaft, Schmuck etc. belief sich auf rund 20 Millionen Franken. Nebst der Schenkung der Villa 1962 an die private Stiftung vermachte sie einen Grossteil des Vermögens dem Kinderspital luzern. Mitte der 1960er- Jahre begann der Stiftungsrat, den Willen der Stifterin umzusetzen – mit einmaligen Konzerten, mit Begegnungen zwischen Künstlern, Staatsmännern und Politikern sowie mit Anlässen für Firmen und Private.