Kirchensplitter

Montag, 1. September 2025

Vater-Impressionen

Ein Reicher wollte angesichts des nahen Todes sein Eigentum unter seine beiden Söhne verteilen. Da er wusste, dass beide nur ihren eigenen Vorteil suchten und dem anderen nichts gönnten, liess er einen Notar rufen und verfügte als seinen letzten Willen: «Nach meinem Tod soll mein älterer Sohn meine Besitztümer in zwei Hälften teilen, wie es ihm rechtens erscheint. Mein jüngerer Sohn aber soll davon zuerst die Hälfte wählen, die er haben möchte. Danach müssten wohl beide zufrieden sein.»

Alle haben oder hatten einen. Manche kennen ihn nicht oder wollen ihn nicht mehr kennen. Ihren Vater, den irdischen oder den himmlischen. Nicht immer sind Väter so gerecht wie der reiche Erblasser. Im Matthäusevangelium ist die Vaterschaft Gottes gegenüber Jesus von Anfang an zentral. Vater im Himmel oder auf Erden? Es ist beeindruckend, wie Josef damit umgeht, dass sein Sohn Jesus der Sohn Gottes ist. Und er, Josef, nur der irdische Vater – vom himmlischen Vater dazu bestimmt.

Welche Vater-Impressionen haben Sie geprägt? Es lohnt sich, einmal in Ruhe darüber nachzudenken und, falls noch möglich, dem Vater Fragen zu stellen. Das erste Bild, an das ich mich erinnere, stammt aus meinem Fotoalbum. Es wurde auf dem Friedhof aufgenommen. In Allschwil, wo ich aufgewachsen bin. Ich war ungefähr sieben Monate alt und sitze in einem alten Kinderwagen. Wir lachen uns gegenseitig an – mein Vater und ich. Warum ging mein Vater regelmässig mit mir auf dem Friedhof spazieren? Ich weiss es nicht und habe es leider versäumt, ihn zu fragen. Nun ist er auf diesem Friedhof begraben. An dem Ort, wo ich so viele fröhliche Stunden mit ihm verbracht habe.

Was bleibt, wenn der irdische Vater gegangen ist? Ich meine nicht den Erwerb der Erbschaft. Mir bleibt nach der tröstenden Abschiedsfeier die Zuversicht, dass mein Vater zum himmlischen Vater heimgekehrt ist. Dass er nun in Gottes Hand geborgen ist und ich ihn weiterhin auf dem Friedhof besuchen kann. Dort, wo meine Erinnerung beginnt.