Segellager - Reisebericht

in den Niederlanden vom 10. - 16. Juli 2023

Mit kleinen Äuglein, im Trainingsanzug und mit dem Kopfkissen unter den Armen traten neun Jugendliche der Reformierten Kirche Hochdorf die Reise ins Segellager an. Mit dabei waren noch die beiden Köchinnen Monica Felder und Katja Inderbitzin und die Leitungspersonen Mathias Steffen und Raffaella Felder. Bereits in Basel wurden die Flexibilität und Geduld der Segelfreudigen auf die Probe gestellt. Die Deutsche Bahn meldete Zugausfälle. Deshalb ging die Reise in den Gängen der übervollen Ersatzzügen weiter. Die sonst schon stickige Luft der Ersatzzüge blieb dann Raffaella endgültig weg, als sie merkte, dass aufgrund der Menschenmenge nur die halbe Klasse in den Zug nach Amsterdam einsteigen konnte. Zum Glück war die andere Hälfte wohlbehütet bei Mathias. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und dem drängenden Bedürfnis nach Nervennahrung, besorgte dann Raffaella’s früherer Trupp in Amsterdam ein Notfall-Ersatz-Abendessen im Burgerking. Mit mehreren Stunden Verspätung, aber zufrieden kam die Truppe um 21 Uhr beim Segelschiff an.

Zum Glück verliefen die kommenden Tage mit weniger Pannen. Um 10 Uhr morgens musste die ganze Truppe antraben um die wichtigsten Seemannsregeln und Knoten zu lernen. Dann wurden die Segel gehisst. Das Wetter war gut und der Wind spielte uns in die Karten bzw. in die Segel, sodass wir zügig vorankamen. Die SeglerInnen freuten sich sehr an den spritzigen Wellen und dem schrägen Schiff. Aber was des einen Freud ist des anderen Leid – wenn man bedenkt, wie gut es sich bei ca. 10 Grad Schiefe kochen lässt…

So vergingen die ersten zwei Segeltage, an welchen viel gesegelt, gespielt und gegessen wurde. Und das besondere Highlight der SeglerInnen: Sie durften sich bei der Schiffsspitze, an welcher ein Netz ähnlich einer Hängematte aufgespannt war, reinlegen und chillen. Während das Schiff fuhr – wohlbemerkt!

Der dritte Tag verbrachte die Gruppe auf der Insel Terschelling. Die SeglerInnen wechselten auf das Fahrrad und umfuhren mit viel Ausdauer und Kraft (die es vor allem auf der Rückfahrt wegen des Gegenwindes brauchte) um die ganze Insel. Dabei ergab sich die Möglichkeit in der Nordsee zu baden und ihre weissen Sanddünen zu erleben. Das war eine erfrischende Abwechslung zum Wattenmeer. Letzteres bot hingegen eine interessante Fauna, welche die SeglerInnen erforschen konnten. Besonders der folgende Tag war dazu gemacht: Die Crew fuhr am Morgen in der Früh nur eine kurze Strecke ins Wattenmeer hinaus. Es folgte eine längere Wartezeit, denn das Schiff sollte «trockengehen». Das bedeutet, dass man bei Flut im Meer anlegt und so lange wartet, bis die Ebbe das Schiff auf das Watt gestellt hat. Bis die Flut wieder hereinbricht, kann auf dem Boden des Wattenmeeres spaziert, Vögel und Krebse beobachtet, Muscheln gesammelt, oder – wie in unserem Falle – einen Weitsprungwettkampf veranstaltet werden.

Die Wartezeiten füllten die Seglerinnen am liebsten mit Karten- oder Ratespielen. Einige lernten sogar zu Jassen und auch der Skipper, der an Bord die SeglerInnen instruierte, wurde von den kartenspielwütigen Jungs nicht verschont. So kam es, dass die Jugendlichen bis kurz vor der Nachtruhe am Tisch beieinandersassen und um den Sieg buhlten. Es kam auch vor, dass einige im Segelteam nicht genug von der Meeresbrise bekommen konnten und dann kurzerhand beschlossen, auf dem Deck zu übernachten. Dafür nahmen sie sogar ein nasses Näschen um 3 Uhr nachts in Kauf.

Neben den geselligen Spielstunden gab es jeden Tag auch noch einen kleinen spirituellen Input. Zuerst hörten die Jugendlichen eine Kurzgeschichte, die sie zum Reflektieren anregen sollte. Dann wurden Themen besprochen wie Werte, Freundschaft, Lebensziele & Vertrauen, Gottesbilder, Liebe & Jenseits und Rituale. Besonders das Thema «Freundschaft» schien allen viel zu bedeuten.

Am letzten Tag auf dem Schiff wurden die Segel und Oberarmmuskeln noch einmal richtig beansprucht. Die Sonne, der Wind und das Meer erheiterten die Gemüter und wir durften wunderschöne letzte Segelstunden geniessen. Bevor es aber am nächsten Morgen wieder mit dem Zug nachhause ging, konnten sich die Jugendlichen hinter der einladenden Bar als Mocktail-Barkeeper ausprobieren – mit viel Erfolg!