Mit einer anderen Brille betrachtet

Fünfzehnjährige, meist katholische, Kantischüler besuchen unsere Gottesdienste und berichten, was ihnen auffiel

Mittwoch, 17. April 2024

21.1.24
Die Stimmung war sehr fröhlich wegen den vielen Eltern mit ihren Kindern, welche gelacht und geschwatzt haben. Wenn alle zusammen sangen, war der Raum mit Freude erfüllt.

Es gab Begleitung mit dem Klavier und der Gitarre. In den Liedertexten ging es meistens um den friedlichen Umgang miteinander mit Jesus als Vorbild. Die Liedertexte waren immer auf Schweizerdeutsch. Die Kinder sangen lauter als die Erwachsenen, aber alle sangen.

Die Fenster waren mit farbigen Glas geschmückt und vorn gab es einen langen Stoffstreifen.

Der Raum hatte keine Bänke, sondern Stühle. Ebenso fehlte meiner Meinung nach Jesus.
Der Pfarrer hatte eine ruhige Stimme und sprach verständlich. Eine der Kernaussagen war: «Es geht nicht nur um Gott, sondern auch um uns und das Zusammenleben.» Eine andere: «Jesus ist frech und lädt sich selbst ein.»

Jesus war ein einfacher anspruchsloser Mann. Daher widerspiegelt für mich die Ausstattung der Reformierten Kirche dieses Bild besser.

29.9.23
Die erste positive Überraschung liess auch nicht lange auf sich warten; Als wir in die Kirche hinein gingen, wurden wir sofort von einer gut gelaunten und gesprächsfreudigen Frau erwartet, die mit uns sofort ins Gespräch einstieg. Nach dieser gutmütigen Begegnung setzten wir uns hin. Mein Gehirn meldeten mir plötzlich so viele Dinge, die mir fremd vorkamen. Die fremden Dinge lösten in meinem Kopf eine Reihe von Fragen aus; Ist der Pasteur schon hier, oder zieht man vielleicht hier gar keine Gewänder an? Oder liegt es einfach am Familien Gottesdienst, dass Ministranten nicht vorhanden sind und der Pasteur, ich glaube der in der Reformierten Kirche so genannt wird, kein Gewand trägt? Und warum hat es in dieser Kirche kein Tabernakel? Warum gab es am Eingang der Kirche kein Weihwassergefäss? Ich versuchte die Fragen zu verdrängen, hoffte aber auch darauf sie nach dem Gottesdienst beantworten zu können….

29.10.23
Wir sangen noch ein Lied Namens: «eine Handvoll Erde», das sehr mit dem Erntedank zusammenhing, auch bei diesem Lied sangen die Leute kräftig mit. Was mir auffiel war, dass es keine Kommunion gab, und somit auch keinen Wein, auch das Opfer wurde erst am Schluss beim Herausgehen, in eine Kasse gelegt und es wurde kein «Opfer chörbli» herumgegeben. Die Rituale die es aber auch gab waren, die Predig, als der Pfarrer ein Abteil aus der Bibel vorliess, auch ein Ritual war das gemeinsame Beten. Es waren also zuerst eine Ansprache dann ein Lied, danach die Predig, dann das Theater, später sangen wir noch ein Lied und zum Schluss betete man noch zusammen. Die Kernaussagen von diesem Gottesdienst waren über den Erntedank, danke Gott für die Ernte, aber auch nicht nur Gott zu danken, sondern auch den Bauern, denn sie bauten dieses Gemüse oder diese Früchte an, den ohne die Bauern könnte Gott nicht einfach so, Gemüse und Früchte zur Ernte bringen. Das war für mich auch wieder eine moderne Sicht, dass Gott allein nicht sehr viel machen könne, sondern er braucht auch Hilfe und man sollte auch ihnen danken, ich habe das Gefühl, das sei bei der Römisch-Katholischen Kirche noch nicht ganz angekommen.

Als einzigen negativer Punkt sehe ich, dass mir im reformierten Gottesdienst die Kommunion fehlt. Das ist jetzt eine völlig persönliche Aussage von mir und die Reformierte Kirche kann dafür auch gar nichts. Aber ich persönlich werde mit dem Heiligen Brot immer an das letzte Abendmahl erinnert, was ich irgendwie schön finde.

Ich fand toll, wie viel Power in dem Gottesdienst war, vermutlich weil die Menschen auch viel jünger waren.

Der Pfarrer sass zuvorderst bei den Leuten. Das fand ich einen grossen Unterschied, denn in der katholischen Kirche sitzt er hinter dem Altar und sieht auf die Besucher herunter.

Super war, dass wir noch zum Apero eingeladen wurden und dass, obwohl man ja wusste, dass wir nicht reformierte Christen waren.